Wenn ihr euch für Doctor Who interessiert, wisst ihr schon, dass der Doctor jetzt die Doctor ist und von Jodie Whittacker gespielt werden wird, sobald die nächste Generation durch und die Ära Capaldi vorbei ist. Verkündet wurde das nach einem Tennis-Spiel von der BBC mit einem Mini-Teaser mit eher halbherzig reingeshoppter TARDIS.

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https://youtu.be/q1IczjLYCIM

Wenn ihr euch nicht für Doctor Who interessiert dann ist euch das hier a) eh egal und b) euer Leben irgendwie leerer als es sein könnte. 🙂

Wie zu erwarten ist schon eine Menge dazu geschrieben worden, warum wohl jetzt eine Frau eine Rolle spielt, die bisher nur von Männern dargestellt wurde, was das heißt, was das nicht heißt, welche Teile des Abendlandes deswegen untergehen können, sollen oder verbessert werden und wie schlimm die jeweilige Abstammung der Personen ist, die die immer jeweils gegenteilige Ansicht des Diskutierenden vertritt. Ein paar schwören der Serie ab (mich haben die Drehbücher der letzten Staffeln nicht verschrecken können, schlimmer wird es auch mit Whittacker nicht kommen). Andere schwören, dass die Abschwörer schlimme Menschen sind. Alle machen sich über alle anderen lustig oder regen sich darüber auf, dass man sich aufregt.

Daher hier ganz unaufgeregt und unpolitisch nur mein kleiner Kommentar.

Ich habe mich gefreut. Und ich war überrascht, dass ich mich gefreut habe und wie sehr.

Lasst mich das erklären. Ich bin eine Frau und auch sehr zufrieden damit. Ich bin auch eine Frau, die auf Actionfilme und -serien, Fantasy-Literatur und Science Fiction, Warhammer 40K, Comics, Star Wars, Shonen-Manga und eine Reihe weiterer Dinge steht, für die sich auch statistisch recht gut belegen lässt, dass sie sich zumindest für lange Zeit eher an männliche Zielgruppen gewendet haben. (Ich meine, in Shonen Manga ist das Wort für „junger Mann/Junge“ Teil des Begriffs.) Ich bin es absolut gewohnt, männliche Hauptfiguren und Helden zu sehen. Es macht mir nichts aus. Ich rolle manchmal mit den Augen und werde etwas sarkastisch, wenn immer noch er die Dinge reißt und sie maximal jemanden von hinten mit der Vase KO schlägt.

Und ja, eigentlich wurde ein weiblicher Doctor jetzt ziemlich klar und teilweise auch plump geteasert (habe ich schon erwähnt, dass zuletzt auch ziemlich grützige Drehbücher dabei waren?) und ich habe TROTZDEM nicht damit gerechnet. Ich war schockiert davon, eine Frau im Reveal zu sehen, aber absolut positiv. Es war körperlich spürbar, ein Kribbeln, und ich habe eine Weile gebraucht, mir das zu erklären und warum ich quiekend vor Freude durch das Haus hüpfe wie ein leicht geistig derangierter Gummiball.

Die Erklärung, zu der ich gekommen bin, ist folgende:

Ich liebe die Figur des Doctors. Ich bin es gewohnt, dass Helden häufiger Männer als Frauen sind. Es bleibt dadurch aber immer eine letzte kleine Hürde zur Identifikation, ein kleines bisschen, wegen mir auch hauchdünne, Distanz zwischen meinem mit Fangirl-Endorphinen laufenden Hirn und der Vorstellung, wie der Doctor sein zu können.

Und diese kleine durchsichtige Frischhaltefolie an Grenze war auf einmal weg und als wäre eine Blase geplatzt, lief mir auf einmal Salzwasser aus den Augen.

Ich wollte immer der Doctor sein, nicht eine Companion. Anderen das Staunen beibringen, nicht zum Staunen verwendet werden und durch „meine bodenständige Menschlichkeit den Doctor erden“. Und schon gar nicht mit ihm rummachen. Ich bin doch selber der weirdo mit wenig Bodenkontakt und nutzlosem Detailwissen zu bizarren Dingen!

Die simple Entscheidung, diese Rolle wenigstens für eine Weile weiblich zu machen – vor welchem politischen oder sonstigen Hintergrund sie auch getroffen wurde – hat mich auf vollkommen überraschende Art und Weise glücklich gemacht. Die große Anzahl an weiblichen Fans der Serie legt durchaus nahe, dass es auch anderen ähnlich geht wie mir. Gönnt uns das. Bitte.

Das ist eine ganz simple, ungekünstelte, fast kindische Freude, die spontan ohne Hintergedanken umherhüpft. Ich will da keine Bitternis oder Kalkül dranlassen. Ich genieße das jetzt einfach mal, dass mir auch etwas näher gebracht wurde, was ich mir offenbar schon lange unterbewusst gewünscht habe.

„Doctor“ has no gender – ganz unpolitisch